Analyse des Stützpunktsystems zur Förderung des paralympischen Spitzen- und Nachwuchsleistungssports
Gegenstand des Forschungsvorhabens sind die Paralympischen Trainingsstützpunkte (PTS) mit ihrer Anbindung an die Infrastruktur des olympischen Sports einschließlich der verschiedenen Strukturelemente wie Olympiastützpunkte, Eliteschulen des Sports, Internate etc. sowie die im System tätigen Personen auf der leitenden Verwaltungsebene, der Ebene des Trainerpersonals und der Ebene der Athletinnen und Athleten. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, den Anspruch des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), Synergieeffekte zwischen paralympischem und olympischem Sport zu nutzen, indem Strukturelemente des olympischen Spitzensports in das paralympische Stützpunktsystem mit einbezogen werden, auf reale Umsetzung zu prüfen. Es gilt zu untersuchen, inwieweit die beteiligten Sportorganisationen DBS und DOSB ihre in den vorliegenden leistungssportbezogenen Konzepten formulierten Ziele realisieren. Die Frage, inwiefern das Stützpunktsystem seitens der DBS-Kaderathletinnen und -athleten akzeptiert und genutzt wird, ist dabei von besonderem Interesse.
Das Projektvorhaben gliedert sich in drei Teilstudien. Ziel der ersten explorativen Projektphase ist es, mittels einer Internetrecherche und unterstützt durch den DBS, zunächst Informationen zu den Strukturmerkmalen/-elementen aller aktuellen 18 PTS sowie ehemaligen Stützpunkte zu generieren, um auf diese Weise eine vergleichende Übersicht erstellen zu können. Die zweite Teilstudie beinhaltet die Durchführung qualitativer Experteninterviews mit Verantwortlichen der relevanten Institutionen/Kooperationspartner. Die dritte Teilstudie sieht Gruppendiskussionen mit Kaderathletinnen/-athleten vor, wobei bei der Stichprobenauswahl verschiedene Kaderbereiche, unterschiedliche Altersgruppen, verschiedene Behinderungsarten sowie unterschiedliche Sportarten (Individual- vs. Mannschaftssportarten) berücksichtigt werden.
Die Einführung von Paralympischen Trainingsstützpunkten in Deutschland ist bislang von wissenschaftlicher Seite nicht begleitet worden. Insofern wird im Rahmen des vorliegenden Forschungsvorhabens Pionierarbeit geleistet.
Die Erkenntnisse des Forschungsvorhabens liefern für die Sportpolitik wichtige Anregungen und Impulse und stellen spezifisches Handlungs- und Steuerungswissen bereit. Auf Basis der Ergebnisse ist es möglich, Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren für die Etablierung von PTS zu benennen, und es können beispielsweise Schlüsse gezogen werden, wie das Stützpunktsystem zu verändern/zu adaptieren ist, um den spezifischen Anforderungen des paralympischen Sports gerecht zu werden. Eine Veränderung/Anpassung des existierenden Verbundsystems des olympischen Sports entspräche der Forderung der UN-Behindertenrechtskonvention nach Ermöglichung der gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Behinderung an allen gesellschaftlichen Teilbereichen. Gleichwohl sieht die UN-BRK auch behinderungsspezifi-sche Settings vor, und so kann es ebenso Ergebnis des vorliegenden Forschungsvorhabens sein, dass bestimmte Gruppen von Kaderathletinnen und -athleten von eigenständigen, d.h. vom olympischen Sport abgekoppelten, Systemen eher profitieren.
Universität Paderborn
Projektleitung: Prof. Dr. Sabine Radtke
Projektmitarbeit: Pia Freier
Laufzeit: Dezember 2018 bis Dezember 2021
Mittelgeber: Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp)