Sportpsychologie-Labor (SP 0 430)
Leitung: PD Dr. Iris Güldenpenning
Doktorandinnnen und Doktoranden: Nils T. Böer, Kirsten Budde, Elsa Riepe, Carolin Wickemeyer
Wissenschaftliche Hilfskraft: Lars Schulze Frielinghaus
Forschungsinhalte
Täuschungshandlungen stellen Sportlerinnen und Sportler vor besondere Herausforderungen. Mit Bezug zum Spielsport Basketball untersuchen wir zurzeit
- Handlungskonflikte, die bei der Wahrnehmung einer Blicktäuschung auftreten
- inkompatible Handlungen, die bei einer Blicktäuschung geplant und ausgeführt werden müssen und die
- Handlungsinhibition, die bei der Verteidigung einer Wurftäuschung relevant ist.
Darüber hinaus finden Studien zur mentalen Rotation von menschlichen Figuren und Objekten statt, bei denen gleichzeitig kognitive Ressourcen durch Gleichgeweichtsanforderungen taxiert werden (siehe Promotionsprojekt "Embodied Cognition in Mental Rotation of Objects and Human Figures").
In allen Forschungsbereichen verfolgen wir einen labor-experimentellen Ansatz und messen neben Verhaltensdaten (Reaktionszeiten, Bewegungszeiten, Antwortfehlern) auch kinematische Daten (Verlagerungen des Körperschwerpunkts) und Gehirnströme (ereigniskorrelierte Potentiale).
Promotionsprojekte
Der Großteil der Forschung im Sportpsychologie-Labor findet im Rahmen der Promotionsprojekte statt. Doktorandinnen und Doktoranden agieren gemeinsam mit studentischen Hilfskräften, aber auch mit Qualifikandinnen und Qualifikanden aus den Bachelor- und Masterstudiengängen, um ihre Studien durchzuführen. Gemeinsam werden Studien geplant, an experimentellen Aufbauten getüftelt, Daten erhoben und ausgewertet. Die größte Herausforderungen für die Doktorandinnen und Doktoranden ist es dann, die Forschungsergebnisse im Rahmen von Vorträgen und Publikationen für die Öffentlichkeit sichtbar und zugänglich zu machen. Eine Übersicht abgeschlossener und laufender Promotionsprojekte finden Sie in untenstehender Liste.
Promotionsstudentin: Carolin Wickemeyer
Projektstart: 05.2022
The ability to suppress planned actions is an important ability to react flexible in a changing environment. The point in time after which an action cannot be inhibited anymore is called the point of no return (PNR) and has been studied only in a non-sport-specific context so far. However, since the ability is also crucial in sports in a one-on-one situation, we modified the psychological paradigm "stop-before eight" of Slater-Hammel published in 1960 to investigate the inhibition ability of a planned action in a quasi-realistic response scenario and to determine the PNR. Within the experiments, two different trials were presented in a randomized fashion. In the so called go-trials, participants watch a video of a basketball jump shot and are asked to press a reaction key when the ball leaves the fingers of the basketball player. In the so called stop-trials, participants see a basketball pump fake and they are asked to inhibit their planned response.
Mit dem Projekt assoziierte Publikationen finden Sie auf der persönlichen Seite von Carolin Wickemeyer.
Promotionsstudent: Nils T. Böer
Projektstart: 10.2021
Typically, head fakes in basketball are generated to deteriorate performance on the side of the observer. However, little is known about the potential costs at the side of the producer of a fake action. Therefore, we investigate such head-fake production costs in a current series of experiments. Participants are asked to either generate direct passes or head fakes. The required actions were cued by an auditory stimulus with an interstimulus interval (ISI) of either 0 ms, 800 ms, or 1500 ms in advance of the request to actually carry them out. In the initial experiment, we observed higher reaction times (RTs) for head fakes as compared to direct passes for no and an intermediate preparation interval (ISI: 0 ms and 800 ms), but no difference for a long preparation interval (ISI: 1500 ms). These results suggest that generating fake actions produces performance costs, however, these costs can be overcome by mental preparation. Further studies aim to investigate the role of expertise, different instructions and head-fake production costs as response to visual stimuli.
Mit dem Projekt assoziierte Publikationen finden Sie auf der persönlichen Seite von Nils T. Böer.
Promotionsstudentin: Kirsten Budde
Projektstart: 07.2019
Previous research demonstrated better mental rotation skills for human figures in athletes with expertise for rotational movements, like for example gymnasts or trampoline. According to the authors, these results are often explained with better mental rotation skills based on expert´s body representations in different orientations in space (acquired through extensive motor training). The overall goal of our research project is to investigate the influence of embodied processes on the mental rotation of human figures. We hypothesize that if mental rotation of human figures is based on embodied processes, this should be observable on body-related, behavioral parameters, such as body sway. Therefore, the participants stand on a force plate and are instructed to respond to a stimulus (e.g., a person rising a left or a right arm) by using a microphone.
Mit dem Projekt assoziierte Publikationen finden Sie auf der persönlichen Seite von Kirsten Budde.
Promotionsstudentin: Andrea Polzien
Projektzeitraum: 10.2018 - 09.2020
In sports, different kind of deceptive actions are used to lower the anticipation performance of an opponent. One typical example is the head fake in basketball. During a head fake, a basketball player turns the head into one direction, but passes the ball to the opposite direction. A large number of studies have shown a robust head-fake effect, which is characterized by slower and more error-prone reactions by observers. However, the underlying mechanism of the head-fake effect with dynamic stimuli has not yet been investigated. This thesis addresses the question of the mechanisms of the head-fake effect in four experiments. Moreover, three experiments examine applied aspects of the head-fake effect. The questions to be answered relate to the optimal temporal distance between head turn and pass as well as the influence of fake repetitions on the size of the head-fake effect.
Promotionsstudent: Mustafa Alhaj Ahmad Alaboud
Projektzeitraum: 2012-2018
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Einflussfaktoren auf die Wahrnehmung von Blicktäuschungen im Basketball zu untersuchen. In einer Reihe von Experimenten wurde der Präsentationkontext (Experiment 1), der Sehwinkel (Experiment 2), die Antwortkomplexität (Experiment 3), das Stimulusmaterial (Experiment 4)und die Häufigkeitsverteilungen (Experiment 5 und 6) manipuliert. Außerdem wurde das Blickverhalten bei der Verarbeitung einer Blicktäuschung analysiert (Experiment 7 und 8). In diesen Experimenten wurde den Versuchspersonen(Vpn)ein Basketballspieler, der einen Druckpass mit oder ohne Blicktäuschung ausführt, präsentiert. Die Vpn sollten schnellstmöglich auf die Passrichtung reagieren und so gut wie möglich die Blickrichtung ignorieren. Die in allen Experimenten konsistenten Ergebnisse zeigen, dass Reaktionen auf eine Blicktäuschung langsamer sind als auf einen Direktpass. Es scheint, dass die Blickrichtung automatisch mitverarbeitet wird und die Reaktionen auf die Passrichtung erschwert. Der Präsentationskontext, der Sehwinkel und die Steigerung der Antwortkomplexität konnten den Täuschungseffekt (TE) nicht beeinflussen. Jedoch beeinflusst das Stimulusmaterial und die Häufigkeitsverteilung den Täuschungseffekt. Der Täuschungseffekt ist bedeutend größer, wenn Videosequenzen anstelle von Fotografien als Bildmaterial verwendet werden. Außerdem nimmt der Täuschungseffekt ab, wenn eine Blicktäuschung sehr häufig (z. B. 90%) gezeigt wird und nimmt zu, wenn sie selten (z. B. 10%) präsentiert wird. Bezüglich des Blickverhaltens wurde bei statischen Bildern keine Beeinflussung der Aufmerksamkeitsverlagerung festgestellt. Bei dynamischen Reizen wurde eine Verlagerung der Aufmerksamkeit in die Richtung der Blickrichtung beobachtet.
Mit dem Projekt assoziierte Publikationen:
- Alhaj Ahmad Alaboud, Mustafa (2018). Täuschungshandlungen im Sport: Einflussfaktoren auf die Wahrnehmung von Blicktäuschungen im Basketball. Dissertation. Paderborn.
- Alhaj Ahmad Alaboud, M., Güldenpenning, I., Steggemann-Weinrich, Y., Kunde, W. & Weigelt, M. (2016). Täuschungshandlungen im Sport. Der Blicktäuschungseffekt im Basketball unter quasirealistischen Bedingungen. Sportwissenschaft, 46(3), 223-231. DOI 10.1007/s12662-016-0401-8
- Alaboud Alhaj Ahmad, M., Steggemann, Y., Klein-Soetebier, T., Kunde, W., & Weigelt, M. (2012). TäuschungshandlungenimSport: Eine experimentelle Untersuchung zur Wirkung der Häufigkeitsverteilung auf die Blicktäuschung im Basketball. Zeitschrift für Sportpsychologie, 19, 110–121. DOI 10.1026/1612-5010/a000075
Promotionsstudentin: Yvonne Steggemann-Weinrich
Projektzeitraum: 03.2010-10.2014
Ziel dieser Arbeit ist es, Blicktäuschungen systematisch und unter Verwendung eines einheitlichen experimentellen Paradigmas zu untersuchen. Dabei kommen Videos zum Einsatz, die verschiedene Zuspielsituationen zwischen zwei Spielern/innen im Basketball zeigen. Die Aufgabe der Versuchspersonen besteht entweder darin, schnellstmöglich auf einen unerwarteten Bodenpass zu reagieren (RT-Experimente) oder zwischen zwei Pässen (Boden- oder Brustpass) zu diskriminieren (Exp. mit Wahlreaktionsaufgaben). Dabei kann die Blickrichtung der Passgeber entweder mit der Passrichtung übereinstimmen (kongruente Bedingung) oder von ihr abweichen (inkongruente Bedingung = Blicktäuschung). Die konsistenten Ergebnisse der elf Experimente zeigen, dass die Blickrichtung eines Passgebers zu schlechteren Erkennungsleistungen führt (langsamere Reaktion, spätere Identifikation), wenn diese (Richtungs-)Information nicht mit der Passrichtung übereinstimmt. Die Blickrichtung wird demnach als starker sozialer Hinweisreiz automatisch mitverarbeitet und beeinträchtigt die Reaktion auf den relevanten Reiz. Der Täuschungseffekt basiert auf einem Interferenzphänomen zwischen den Informationen von Kopf und Pass. Zudem bleibt er aus bzw. ist stark reduziert, wenn die Informationen dem Betrachter entzogen werden. Die Blicktäuschung baut ihre Wirkung schrittweise während des Bewegungsvollzuges auf und hat ihre größte Wirkung zu Beginn der Wurfeinleitung, wenn ansonsten noch wenige Informationen über die Passrichtung zur Verfügung stehen. Letztendlich erweist sich der Einfluss der Blickrichtung und Kopforientierung als so robust, dass sich auch Basketball-Experten in gleichem Ausmaß von der Blicktäuschung in die Irre führen lassen. Die Ergebnisse werden abschließend u. a. aus Sicht der Theorie der Ereigniskodierung diskutiert.
Mit dem Projekt assoziierte Publikation:
- Steggemann, Yvonne (2015). Blicktäuschungen im Sport - Die Wahrnehmung der Blickrichtung und deren Einfluss auf das Erkennen von Handlungsabsichten im Sport. Dissertation. Paderborn.
Laborausstattung und Software
- AMTI Forceplate (BP 600900; www.amti.biz)
- Eye-Tracking System (The EyeFollower; LC Technologies; www.eyegaze.com)
- Voice key (www.cedrus.com)
- EEG-system; 16 channels (V-Amp16; www.brainvision.com)
- Custom-made set-up for realistic-like responses in basketball
- Response button devices for finger, hand, and foot responses
- Online Experiments Software Labvanced (www.labvanced.com)
- Stimulus delivery and experiment control program Presentation (www.neurobs.com)